Frische Themen

Ein Stück bürgerlicher Widerstand aus Harburg, sehr selten, spät gefunden

Korsen, Elise Paula Anna, geb. Straßberger. Geboren 14.12.1912 in Harburg. 1934 dort wohnhaft. International tätige Funktionärin. Zur Verhaftung ausgeschrieben.

Dies war der dürre, aber doch anregende Gehalt eines Findmittelhinweises im Bundesarchiv Berlin, bezogen auf eine Akte im Bestand Reichsicherheitshauptamt von ca. 1936–1938, den ich vor Jahren fand. Damit kam ich nicht weiter. Aber die Sache hatte sich festgesetzt. Und siehe da: Jetzt fanden sich Kollegen, die helfen konnten. Das Findmittel war etwas schlampert, das Bundesarchiv besitzt nämlich eine zweite Akte zur Person, die aber wegen Namensdrehers nicht leicht auffindbar war: Eine staatsanwaltliche Handakte zur Vorbereitung eines Strafprozesses. Jetzt bin ich schlauer.

Neues zum „Harburger Blutmontag“ 1920

Im März 2020 jährten sich die vom Kapp-Putsch gegen die amtierende Reichsregierung ausgelösten Ereignisse des „Harburger Blutmontags“ am 15. März 1920 zum hundertsten Mal. Damals war zur Abwehr der Putschisten ein großer Teil der Harburger Bevölkerung nicht nur in den Generalstreik getreten, sondern hatte auch in Gestalt einer Einwohnerwehr zu den Waffen gegriffen. Erst nach blutigen Schießereien konnten die in die Stadt eingedrungenen und in einem Heimfelder Schulgebäude verschanzten Freikorps-Söldner entwaffnet werden.

1901 – war das der erste großindustrielle Massenstreik von Frauen in Deutschland?

Kürzlich hatte ich mich an dieser Stelle mit dem Thema Frauenarbeit beschäftigt, in einer kleinen Kollektivbiographie dreier Frauen, die sich in den Jahren zwischen 1918 und 1960 aus sozialpolitischem Engagement die Arbeitsbereiche Pädagogik und Sozialmedizin erschlossen. Hier soll jetzt ein mehr ereignisgeschichtlicher Gegenstand behandelt werden, und zwar der Streik der Harburger Gummiarbeiterinnen im Jahr 1901. Es war möglicherweise der erste industrielle Massenstreik in Deutschland, der von gewerkschaftlich organisierten Frauen ausgelöst wurde. Wieder einmal: Harburg als ein Stück Weltkulturerbe.

Seine Odyssee durch deutsche Kriegsgefangenenlager führte den Franzosen René Schilling 1944 auch nach Harburg

Schillings Lebensgeschichte fasst drei epochale historische Gegebenheiten wie in einem Brennglas zusammen: die Terrorherrschaft der deutschen Wehrmacht über Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter im besetzten Europa, die Rolle der deutschen Rüstungsindustrie bei der Fortführung des Krieges, und nicht zuletzt die kollektive und individuelle Kampfbereitschaft und Entschlossenheit vieler Kriegsgefangener in der Gefangenschaft.

Teil 3: Arbeit am Stift

Ende April 2021 starb der Unternehmer Carl-Wilhelm Edding im Alter von 90 Jahren in Hamburg. Sein Erfolgsprodukt – der populäre Filzmarker edding – wurde zu einer der ganz großen und starken Hamburger Marken wie Nivea, Tesa oder Montblanc, und damit zu einem Musterbeispiel werblicher Kreativität und sorgfältiger Markenpflege. Dabei hatte wieder einmal der Hamburger Werbeberater Jürgen Burkhart seine Finger im Spiel.

Ein Antifaschist aus Hamburg-Winterhude

Erwin (das war sein Rufname) Wagenknecht war einer der vielen Antifaschisten, die den 2. Weltkrieg nicht überlebten und darum auch kaum Gelegenheit hatten, Spuren zu hinterlassen und ihre Erlebnisse zu überliefern. Bis jetzt lag nur ein kurzer Auszug zu seiner Person aus einer Anklageschrift der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft am Hanseatischen Oberlandesgericht vom 27.12.1934 vor. Ursel Hochmuth kannte diesen Auszug, sie konnte mit seiner Hilfe Wagenknecht dem kommunistischen Jugendverband KJVD und der Gruppe der widerständigen „Lichtwarkschüler“ zuordnen.

Aus Anlass des 150. Geburtstages der Postkarte im deutschen Postangebot

Ein Freund aus dem Hamburger Norden bereitet eine Ausstellung zur Arbeiterbewegung vor. Ich habe ein paar Beiträge übernommen, man tauscht sich aus. Dann schickt er mir ein Motiv aus seinem Fundus, datiert auf 1926 und mit einem geheimnisvollen Harburg-Bezug. Er könne daraus nicht schlau werden und ich sei ja … usw. Das wurde zum Weckkuss für eine kleine Recherche, die „nicht mehr Sichtbares“ erfahrbar machte.

Drei Harburger Frauenleben

Diese Website redet (und redet) fast nur über Männer. Weil die Vergangenheit männerdominiert war? Ja klar, aber trotzdem blöde Ausrede: Frauen gabs ja wohl immer, die Version der Bibel mal ausgenommen. Frauen-Existenz aufzufinden, das ist die Aufgabe. Gut, die Quellenlage ist in dieser Hinsicht gemeinhin mies. Aber Geduld hilft. Hier ein weibliches Spotlight, mühsam zusammengeklaubt in der sozialistischen Hochburg Harburg-Wilhelmsburg.

Ein Beitrag zur Ausstellung "Wie geschnitten Brot" in Dortmund

Vom 31. August 2019 bis zum 29. September zeigt der kunstbetrieb in Dortmund Werke verschiedener Künstler*innen. Angela Jansen beteiligt sich daran mit ihrer Arbeit „Land in Sicht“, die fotografierende Fahrgäste auf der Fähre Hirtshals (Dänemark)–Seydisfjördur (Island) zeigt.

Die USA aus europäischer Sicht

In den USA war ich nie und werde ich nie sein. Aber ich habe, neben meiner unrettbar USA-dominierten Musiksammlung, drei USA-Ecken in meinem Bücherschrank, die mir viel bedeuten. Zum einen die literarischen Realisten von Twain über Dos Passos und Lewis bis Faulkner, dann die frühen Comics von Feininger, Herriman und, ja, auch Disney, schließlich die Reiseberichte europäischer Intellektueller über ihre Wahrnehmungen im Land. Um letztere soll es hier gehen.