Onkel Karl und die gefangenen Rotarmisten
Eine Diaserie von 1942 aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain
Text: Angela Jansen und Christian Gotthardt
Veröffentlicht im Januar 2016
(1) Gefangener Rotarmist in Zeithain 1942
In einem alten hölzernen Diakasten fanden sich zwischen Urlaubsmotiven 15 Farbdias, die auf den ersten Blick als Aufnahmen aus dem Inneren eines Gefangenenlagers im II. Weltkrieg kenntlich waren. Die Gefangenen konnten aufgrund ihrer Uniformen leicht als Angehörige der Roten Armee identifiziert werden. Weitere Aussagen, etwa zu Ort, Zeit und Motiv der Aufnahmen oder zu den Bewachern, ließen sich nach Analyse des Überlieferungskontextes und der Person des Fotografierenden treffen.
Mein Großonkel Karl
An meinen Großonkel Karl erinnere ich mich noch aus der Kindheit von gelegentlichen Besuchen. In der Familie galt er schon eher als „alter Nazi“, obwohl nicht deutlich darüber gesprochen wurde. „Alter Nazi“ hatte dabei unterschwellig verschiedene Geschmacksnoten: Für die Jüngeren bedeutete es, er war früher ein besonders eifriger Nazi. Die älteren, die alle selber Nazis gewesen waren, meinten damit: Er ist es noch immer.
Über seine Rolle während der Nazizeit und im zweiten Weltkrieg habe ich ihn nie befragt. Er starb 1980. Erst 1995, als seine Frau starb, Tante Lulu, zu der ich in den letzten Jahren ein gutes Verhältnis hatte, erfuhr ich aus dem Nachlass von Karls Inhaftierung 1946 und dass er in Belgien als Kriegsverbrecher angeklagt worden war. Der Prozess endete, nicht zuletzt wegen prominenter Fürsprecher, mit einem Freispruch. Anwaltlich vertreten wurde er von Ernst Achenbach, der auch im IG-Farben-Prozess als Verteidiger tätig und im Übrigen in Essen sein Nachbar war.
Der Fund im Nachlass
Den Kasten mit den Dias nahm ich damals mit, weil ich wusste, dass er immer „mit Anspruch“ fotografiert hatte und ich mir die Bilder in Ruhe ansehen wollte. Dazu kam es dann erst Jahre später, und Christian, mein Liebster, war es, der zwischen Urlaubsbildern die 15 Fotos aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain fand.
Christian kniete sich in das Thema rein und entschlüsselte die Zusammenhänge (s. Beitrag weiter unten „Gefangene Rotarmisten im „Russenlager“ Zeithain 1942 - Anmerkungen zu einer kürzlich aufgefundenen Farbdiaserie“). Wir überlegten, dass die Fotos öffentlich werden sollten und in die Gedenkstätte Zeithain gehörten. Deshalb nahmen wir Kontakt zur Gedenkstätte auf. Wir schlossen einen Vertrag mit dem Förderverein der Gedenkstätte, dem wir die Fotos zur Verwendung überließen. Für kommerziellen Nutzungen werden Honorare fällig, die Opfer-Organisationen zukommen sollen. So verpflichteten sich z.B. Filmfirmen, für die Nutzung der Bilder eine Spende an die FIR zu entrichten. Im Rahmen der Ausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg” wurden die Dias erstmals öffentlich 2010 im Jüdischen Museum in Berlin gezeigt. Die Ausstellung wurde 2016 auch im Museum der Arbeit in Hamburg-Barmbek gezeigt.
(2) Gedenkstätte Zeithain 2013: Frühere Lagerbaracke, in der sich heute das Archiv befindet.
Meine Familie und die Nazizeit
In meiner Familie gab es während der Nazizeit keine Distanz zum System. Beide Großväter waren – als Schulleiter und Bergwerksdirektor – sogar aktiv in die Nazidiktatur verstrickt. Drei Onkels zogen freiwillig mit der Naziwehrmacht in den Krieg. Zwei bezahlten das mit ihrem Leben, der dritte überlebte und kam aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft als überzeugter Pazifist zurück. Meine Eltern waren (zum Glück) zu jung, um über BDM und Hitlerjugend hinaus Unheil anrichten zu können. Und nun gab es hier für mich (die ich von und mit Bildern lebe) mit den Fotos des Großonkels ein Bilddokument für die Verstrickung. Das hat mich sehr beeindruckt und mir die Mitschuld unserer Familie verdeutlicht. Die Übergabe der Fotos an die Gedenkstätte war ein (symbolischer und natürlich völlig unzulänglicher) Versuch der „Wiedergutmachung“.
Zum 70. Jahrestag der Befreiung fuhren wir nach Zeithain und nahmen an der Gedenkfeier am 23. April 2015 teil. Für mich war es eine Gelegenheit, die Auseinandersetzung mit meinen Täter-Vorfahren durch die Begegnung mit Opfern/Opfer-Nachfahren zu erweitern. Am stärksten positiv beeindruckt haben mich Bilder, z.B. die Reihen von Angehörigen, diese Leute, die nicht selbst zu Wort kamen. Oder einzelne Gäste, die über die Wiese gingen und eine weiße Rose mit dem Namen eines in Zeithain gestorbenen Rotarmisten vor der entsprechenden Namensstele niederlegten.
(3) Gedenkstätte Zeithain: Erinnerungstafel und Eingangstor, 2013
Die Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung Zeithains
Die Gedenkverstanstaltung selbst war allerdings ein „echter Kracher“, wie Christian es anschließend in einem Blog beschrieb:
„war auf der gedenkfeier zum 70. jahrestag der befreiung des „russenlagers“ zeithain, wo die nazis 25.000 rotarmisten haben krepieren lassen. die gedenkstätte macht eine hervorragende arbeit. der gedenktag dagegen war in der hand der sächsischen cdu-regierung. von den beschissenen reden (ministerpräsident, cdu; landtagspräsident, cdu; chef sächsische gedenkstätten, cdu) rede ich mal nicht. sondern von der davon geprägten leitkultur: da grölt ein fetter kommunalpolitiker scherzgeschichten vom letzten cdu-sommerfest über den platz, da lassen die teams des staatssenders mdr ihre depperten handyklingeltöne in das gedenken brüllen, da stampft bundeswehr mit „stillgestanden! augen rechts!“ usw. durch die reihen der besucher. mit stahlhelmen, die den helmen der einstigen bewacher verdammt ähnlich sehen. wozu brauchen die cyber-krieger der bundeswehr heute stahlhelme? fürs kz- gedenken?
armes deutschland. die unfähigkeit (der täter) zu trauern. aber die opfer sind zum glück weiter. ich erlebe oft sehr berührende momente, so die tochter einer jüdischen verfolgten, die mich in der hamburger staatsbibliothek bat, ihr den film des „stürmer“ in den reader-printer einzulegen, in dem ein artikel über ihre mutter enthalten war, oder das gespräch mit einem amerikaner auf einem campingplatz in nordfrankreich, der einen battlefield-urlaub aufzuarbeiten hatte, bei dem sein vater vor aufregung gestorben war.
diese kultur war zum glück auch in zeithain zu spüren. der 90-jährige amerikaner, der sich von seinem enkel im rollstuhl durch das gelände schieben ließ, das blabla der reden kalt missachtend. die ehemals russischen lagerkinder, und die töchter von gefangenen, die im schutz ihrer kopftücher stoisch auf den ehrenplätzen verharrten, ihrer botschaft sicher. die vvn-kameradin, die still den pomp abwartete, um dann ihr blumengebinde abzulegen.“
(4) Valentina Abramowa, Valentina Gostitshewa, Nadeshda Kusina, Nina Apenkina am 70. Jahrestag der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers. Sie waren als Kinder in Sachsen eingesperrt und überlebten.
Die 15 Dias von Karl Schmitt aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain 1942
(5) Foto XI_20
Foto XI_21
Foto XI_22
Foto XI_23
Foto XI_24
Foto XI_25
Foto XI_26
Foto XI_27
Foto XI_28
Foto XI_29
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Foto XI_33
Foto XI_34
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Christian Gotthardt:
Gefangene Rotarmisten im „Russenlager“ Zeithain 1942 - Anmerkungen zu einer kürzlich aufgefundenen Farbdiaserie
In einem familiären Photobestand fanden sich 15 Farbdias, die auf den ersten Blick als Aufnahmen aus dem Inneren eines Gefangenenlagers im II. Weltkrieg kenntlich waren. Die Gefangenen konnten aufgrund ihrer Uniformen leicht als Angehörige der Roten Armee identifiziert werden. Weitere Aussagen, etwa zu Ort, Zeit und Motiv der Aufnahmen oder zu den Bewachern, ließen sich nach Analyse des Überlieferungskontextes und der Person des Photographierenden treffen. Sie werden im Folgenden dargelegt.
Provenienz der Diaserie
Die Dias gehören zum Konvolut „Photoalben“ des Ehepaares Karl Schmitt (1903–1980) und Lulu Schmitt (1909–1995). Dieses Konvolut ging im Rahmen der Erbverteilung nach dem Tode von LS an die Geschwister Jansen über, deren Großtante LS war. Die Dias wurden bei dieser Gelegenheit bereits bemerkt, aber erst im Jahre 2008 gründlich untersucht und zweifelsfrei identifiziert.
Zustand und Struktur
Die Diafolge befindet sich in einem Holzdiakasten (ca. 30 x 60 cm), der vollständig gefüllt ist mit glasgerahmten Dias aus einer von den 1930er bis in zu den 1950er Jahren reichenden Zeitspanne.
Dieser Gesamtbestand gliedert sich als chronologische Abfolge thematischer Teilbestände. Diese Teilbestände sind zumeist Photoserien aus Urlauben, ihr Umfang entspricht in der Regel einem Diafilm. Alle Dias weisen eine römische Nummer für den jeweiligen Teilbestand (Film) auf. Die Dias einiger Teilbestände sind zusätzlich arabisch durchnummeriert. Teilweise finden sich bestandsgliedernde Schildchen mit Beschriftung zwischen die Teilbestände eingeschoben, sie waren im Moment der Durchsicht allerdings nicht mehr in jedem Fall stimmig angeordnet. Die römische und die arabische Nummerierung lassen allerdings eine hinreichend präzise Rekonstruktion der Teilbestände, ihrer zugehörigen Titelschilder und zeitlichen Abfolge zu.
Die Photos der Gefangenen tragen die römische Nummer XI und sind von 19 bis 34 arabisch durchnummeriert. Weitere Dias mit der Nummer XI zeigen Berliner und Dresdener Motive und sind arabisch nummeriert von 1 bis 18. Ein Schildchen verbindet die Nummer XI mit der Angabe „Berlin, Dresden, Zeithain 1942“. Alle Dias des Teilbestands XI sind gleichen Typs und wurden mit demselben Film und in engem zeitlichen Zusammenhang aufgenommen. Ihre Rahmen sind einheitlich, und zwar, abweichend von allen anderen Dias im Kasten, aus schwarzem Kautschuk. Die Rahmung wurde von einem belgischen oder französischen Unternehmen vorgenommen.
Von Berlin wurden touristische Motive und Amtsgebäude aufgenommen, von Dresden nur touristische Motive. LS ist teilweise im Vordergrund mit abgelichtet.
Der Teilbestand IX ist betitelt „Lüttich, Belgien, 1942“. Der Teilbestand X heißt „Frankreich 1941, 1943“. Der Teilbestand XII heißt „Tutzing, Kampen 1948/49“. Alle diese drei Teilbestände zeigen ausschließlich touristische Motive.
Deutung und Datierung der Gefangenenphotos
Die Biographie von KS ist auf der Grundlage der familiären Überlieferung detailliert beschreibbar. Über ihn ist u.a. bekannt:
Bergbau-Ingenieur-Studium in den 1920er Jahren. Referendariat. 1931 Bergassessor
versierter Hobby-Photograph
1932 bis 1934 teils arbeitslos, teils Hilfsarbeiter, teils Praktikant
Aktiver Burschenschaftler
ab 1935 NSDAP-Mitglied
1935–1938: Assistent des technischen Leiters Zeche Constantin der Große, Bochum
1938–Januar 1941 u.k. gestellter stellvertretender Betriebsdirektor/ dann Betriebsdirektor des Kali-Bergwerks Bleicherode der Preussag (NS-Musterbetrieb)
Februar 1941 bis Oktober 1943 Wehrmachtsangehöriger (Kriegsverwaltungs¬rat im Majorsrang) in der OFK Lüttich, im dortigen „Bergbaureferat“
November 1943 bis Kriegsende auf Empfehlung des Preussag-Generaldirektors und Leiters der Wirtschaftsgruppe Bergbau u.k. gestellt und von der Preussag abgeordnet als Geschäftsführer der Fachgruppe Erdölgewinnung der Wirtschaftsgruppe Kraftstoffindustrie in Berlin; 1944 Dienstfahrt nach Rumänien
Ab September 1946: Mitarbeiter der Fachgruppe Statistik der britischen Besatzungsbehörde
Oktober 1946 in Essen von der belgischen Surete verhaftet. Haft in Belgien, Beschuldigung der Teilnahme an Kriegsverbrechen, im Kern: im Sommer 1942 eine Liste von „Arbeitsbummelanten“ unter den belgischen Minenarbeitern für deren Deportation in ein deutsches KZ angefertigt zu haben
Frühjahr 1948: Entlassung aus der Haft aufgrund positiver Leumundsbekundungen belgischer Bergwerksdirektoren und deutscher Entlastungszeugen, dann Beschäftigung bei der Deutschen Kohlebergbauleitung, Schriftleiter der Zeitschrift Glückauf
1951 Teilnahme am Prozess Falkenhausen (Militärbefehlshaber Belgien–Nordfrankreich 1940 bis 1944) und Bertram (Leiter Oberfeldkommandantur Lüttich November 1942 bis Juni 1943) vor einem belgischen Militärgericht, vermutlich als von der Verteidigung bestellter Entlastungszeuge
1952–1954 Leitender Angestellter bei der Hauptstelle für Staub- und Silikosebekämpfung
1954 Abteilungsdirektor Steinkohlevertrieb Klöckner Humboldt-Deutz AG, technisches Büro Essen
ab ca. 1955 Leitungsfunktionen bei der DEA [1]
Nach Gliederung und Betitelung des Teilbestandes XI handelt es sich um Photos, die KS 1942 in Berlin, Dresden und Zeithain aufgenommen hat. Kleidung, Körperbräune und Schattenrisse der auf den touristischen Bildern und den Lagerbildern erscheinenden Personen lassen auf Hochsommer schließen. Da es sich bei den abgebildeten Gefangenen eindeutig um Angehörige der Roten Armee handelt, ist die Einordnung der Gefangenenphotos in den Kontext „Russenlager Zeithain“ zwingend.
Zu diesem Lager gibt die Website der örtlichen Gedenkstätte folgende Information:
„Russenlager Zeithain“ 1941–1942
Im Juli 1941 traf der erste Transport mit etwa 2.000 sowjetischen Kriegsgefangenen am Bahnhof Jacobsthal ein. Nach Registrierung, medizinischer Untersuchung und Entlausung vegetierten sie anfangs unter freiem Himmel. Es herrschte akuter Wassermangel. Die Gefangenen tranken deshalb aus Regenpfützen.
Hungerödeme, Skorbut und chronische Durchfälle breiteten sich unter diesen Bedingungen rasch aus und schwächten die ohnehin durch entbehrungsreiche Kämpfe und lange Transporte entkräfteten Gefangenen zusätzlich. Fehlende Latrinen, fehlende Waschgelegenheiten, nicht konsequent vollzogene Entlausungen u.a. führten zu desolaten hygienischen Verhältnissen.
Diese folgenschweren Lebensbedingungen nahm das OKW in Zeithain wie auch in anderen Lagern bewusst in Kauf. Der Ausbruch von Ruhr-, Typhus- und Fleckfieberepidemien, denen 1941/42 auch in Zeithain Tausende zum Opfer fielen, wurde dadurch begünstigt. Eine wegen sich ausbreitendem Fleckfieber im Dezember 1941 verhängte Quarantäne sollte die Wachmannschaften und die Bevölkerung vor Ansteckung schützen. Die todkranken Gefangenen wurden hingegen ab dem Jahreswechsel 1941/42 sich selbst überlassen. Die inneren Lagertore blieben bis März verschlossen. Lebten vor der Quarantäne noch 10.677 Gefangene im Lager, waren es nach ihrem Ende im April 1942 nur noch 3.729. Neuzugänge hatte es in dieser Zeit nicht gegeben.
Mindestens 1.000 Gefangene wurden 1941/42 durch ein aus drei Kriminalbeamten der Gestapo in Dresden bestehendes Einsatzkommando „ausgesondert“ und über das Stalag IV B Mühlberg in das Konzentrationslager Buchenwald transportiert. Dort wurden sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in der eigens für die Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener eingerichteten Genickschussanlage ermordet.
Nachdem im Sommer 1942 nochmals Zehntausende in Gefangenschaft geratene Rotarmisten nach Zeithain kamen, wurde das Stalag 304 im September 1942 mit etwa 10.000 sowjetischen Kriegsgefangenen und dem Großteil des deutschen Stammpersonals nach Loewen (Leuven) in Belgien verlegt. Von dort aus verwaltete das Stalag 304 bis zur Befreiung Belgiens durch die Alliierten 1944 Arbeitskommandos sowjetischer Kriegsgefangener in der belgischen und nordfranzösischen Steinkohlenindustrie.“[2]
Die erwähnte Verlegung der gefangenen Rotarmisten von Zeithain nach Belgien thematisiert eine Passage im 1960 in Moskau veröffentlichten autobiographischen Bericht des damals inhaftierten N. F. Kjung:
„(...) Anfang November [1941] wurde ich, verwundet am Bein, von den Hitlerdeutschen gefangen genommen.
304-N
In überfüllten Güterwagen über Gommel, Minsk, Brest nach Deutschland... Der Bahnhof Jacobsthal bei der Stadt Riesa in Sachsen hat sich mir für immer ins Gedächtnis eingeprägt. Hier war ein Lager für sowjetische Kriegsgefangene. Das Lager 304-N. Gegenüber war ein kleiner Wald, daneben lag braches Terrain, gänzlich bedeckt mit Grabhügeln, unter denen für immer die Toten des ersten Weltkrieges, russische Kriegsgefangene, liegen blieben. Und nun brachte man hierher zum Tod ihre Söhne und Enkel. Hunger, Kälte, unhygienische Bedingungen, Prügel waren die Gründe fürs Massensterben. Typhus vollendete die finstere Geschichte der faschistischen Greueltaten in diesem Lager. Dem erkranktem Ivan Chodoskin helfend erkrankte ich selber. Lange Wochen nur halb bei Bewusstsein, zwei-drei ausgegebene Tabletten Medizin, das Teilen eines Brotlaibs in 24 Stücke (ein Scheibchen war die Tagesration eines Kranken)...
Die knochige Hand des Todes verwüstete 95 Baracken von 99. Es überlebten 1200 Menschen. Und nur einige Monate zuvor waren hier 33000 unserer Leute! Die länglichen Hügel der frisch aufgeschütteten Erde am Rande des brachen Geländes zeigten, wo die übrigen waren.
Nicht ein Verräter
Im Sommer bin ich mit einer großen Gruppe sowjetischer Kriegsgefangenen nach Belgien zur Arbeit in den Steinkohleschächten abtransportiert worden. Das war noch schwerer als Typhus, dem Feind die Kohle abzubauen. Wir brachten Schaden, wie wir konnten. Zerstörten die Ausrüstung, die Instrumente, ließen Kohlenstaub in die laufenden Teile des Mechanismus fallen. Erfüllten die Normen nicht zur Hälfte.
Hier in den Schächten trafen wir die Nachfahren der belgischen Bergleute. Anfangs verhielten sie sich uns gegenüber misstrauisch, beunruhigt. Und wir antworteten ebenso. Aber je weiter es ging, um so mehr wuchs Vertrauen, Offenheit und am Ende freundeten wir uns stark an. Das faschistische Regime war gleich verhasst den belgischen Bergleuten und uns. Die deutschen Militaristen haben zum zweiten Mal in einem Vierteljahrhundert Belgien und das belgische Volk geplündert. Die Bergleute, ehemalige Soldaten der belgischen Armee, die 1941 gegen die faschistischen Eindringlinge gekämpft hatten, waren für uns Brüder im Kampf. Sie haben uns bei vielem geholfen: sie haben uns durchgefüttert, uns über die Lage an der Front informiert, und später uns zivile Kleidung, Geld, Kompasse zukommen lassen, was für das Flüchten aus dem Lager notwendig war.
Die Faschisten brauchten Kanonenfutter. Ab Frühjahr 1943 führten ihre Helfershelfer – weiße Emigranten – eine Agitation fürs Eintreten in die faschistische Armee durch. In ihren Händen war ein Radio und Zeitungen, sie prophezeiten Goldberge, versprachen eine glückliche Zukunft und bis dahin neckten sie die Hungernden mit Schokolade. Wir stellten ihnen unser einfaches Wort entgegen, das Wort der Überzeugung. Dieser Kampf ging einige Monate. Nicht ein sowjetischer Kriegsgefangener wollte Verräter werden. Aber, wie in jedem Kampf, gab es Opfer. Als Initiatoren des Widerstands wurde eine Gruppe von 13 Gefangenen, unter denen auch ich war, mit verstärkter Bewachung nach Buchenwald eskortiert.“[3]
Es ist offenkundig, dass nicht nur eine örtlich-zeitliche, sondern darüber hinaus auch eine kriegswirtschaftliche Verbindung zwischen KS und dem Lager Zeithain herstellbar ist. Dies ermöglicht als Arbeitshypothese:
KS war seit 1941 in Lüttich mit der Förderung belgischer Steinkohle und mit dem Einsatz geworbener oder zwangsrekrutierter Bergleute befasst. Im Sommer oder Frühherbst 1942 unternahm er in dieser Verantwortung eine Dienstreise nach Berlin, wobei er sich unterwegs mit seiner Frau trifft und der Reise einen touristischen Nebeneffekt erschließt. Zum Programm der Dienstreise gehört ein Besuch des Lagers Zeithain in Sachsen, wo zu dieser Zeit Arbeitskräfte für die ihm obliegenden Zechenbetriebe rekrutiert wurden.
Hintergrund: Deutsche Besatzer und belgischer Kohlebergbau 1940–1944
Besatzungsverwaltung
Zuständig für die Verwaltung der besetzten Länder war zunächst und vor allem die Wehrmacht. Zugleich waren diese Länder ein Tummelplatz für sehr vielfältige Interessen und Organe des faschistischen Deutschlands. Deren Spektrum reichte von der Verfolgung politischer Flüchtlinge durch Polizei und SD über den Diebstahl von Kunstgegenständen durch besondere Operationseinheiten, die Zwangsrekrutierung von Arbeitern und die Beschaffung von Rohstoffen bis zur Beschlagnahme von Devisenkonten und „Arisierung“ jüdischer Unternehmen durch deutsche Raubbanken. Infolge dieser Gemengelage trieben der Verwaltungsanspruch der Wehrmacht und die Verwaltungswirklichkeit tendenziell auseinander.
Zunächst zum Verwaltungsanspruch, also dem Aufbau der deutschen Besatzungsverwaltung in Belgien aus der Perspektive der zuständigen Wehrmacht. Er wird im Kommentar zum Bestand „Rüstungsinspektion“ des Bundesarchivs von dessen Bearbeitern ausführlich dargestellt.[4]
Die Spitze der Wehrmachtsverwaltung bildete demnach der Militärbefehlshaber für Belgien und Nordfrankreich (Dep. Nord und Pas de Calais), v. Falkenhausen. Sein Sitz war Brüssel, sein Aufgabenbereich umfasste das gesamte militärische und zivile Leben. Ersteres oblag dem rein militärischen „Kommandostab“, das Zweite dem „Verwaltungsstab“, der als eine Art Aufsichtsbehörde der weiterarbeitenden belgischen Provinzial- und Lokalverwaltung diente und darüber hinaus die wirtschaftliche Ausbeutung der besetzten Territorien organisierte.
Zum zentralen Apparat des Verwaltungskommandos in Brüssel gehörte daher eine „Wirtschaftsabteilung“, die aus mehreren „Gruppen“ bestand (Gruppe I.: gewerbliche Wirtschaft; Gruppe II: Mineralöl;...; Gruppe VII: Arbeitseinsatz und Sozialwesen,...Gruppe XII: feindliche und jüdische Vermögen), denen wiederum „Büros“ nachgeordnet waren.
Unter der Brüsseler Zentralverwaltung standen die territorialen Einheiten der 5 „Oberfeldkommandanturen“, die sich ihrerseits jeweils in „Feldkommandanturen“ weiter aufgliederten.
Jede Oberfeldkommandantur besaß ein Referat „Rüstungswirtschaft“. Auf diese griffen die Branchengruppen der Brüsseler Zentrale vermutlich parallel zu, je nach regionalem Branchenschwerpunkt (auf die OFK Antwerpen für Maritimes, auf die OFK Lille und Lüttich in Bergbausachen etc.). Bei den Oberfeldkommandanturen und den Feldkommandanturen waren „Werbestellen“ zur Aushebung von Arbeitskräften angegliedert, die der Gruppe VII in Brüssel unterstanden.
Bald nach der Besetzung wurde die rüstungswirtschaftliche Steuerung durch das Instrument der „Rüstungsinspektion“ weiter gestrafft. Die Einrichtung der Rüstungsinspektion Belgien (RüIn Belgien) erfolgte durch Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht vom 13. Juni 1940. Dienstsitz war Brüssel; der Zuständigkeitsbereich umfasste die besetzten belgischen Gebiete sowie die französischen Departements Nord und Pas de Calais. Gleichzeitig mit der RüIn Belgien, die dem Militärbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich unmittelbar unterstellt war, wurde auch die Aufstellung von fünf Rüstungskommandos (RüKdos) befohlen:
RüKdo Brüssel (für die Provinzen Antwerpen, Brabant, Limburg),
RüKdo Charleroi (für die Provinzen Namur und Hennegau),
RüKdo Gent (für die Provinzen West- und Ostflandern),
RüKdo Lille (Französischen Departements Pas de Calais und Nord) sowie
RüKdo Lüttich (für die Provinzen Lüttich und Belgisch-Luxemburg).
Sie gingen aus den o.g. Referaten „Rüstungswirtschaft“ bei den jeweiligen Oberfeldkommandanturen hervor; ihre Leiter fanden nun Verwendung als Rüstungskommandeure.
Die Hauptaufgaben der Rüstungsinspektion und der ihr nachgeordneten Rüstungskommandos bestanden zunächst in der Unterstützung der Truppe durch schnellste Einrichtung von Reparaturwerkstätten aller Art und der Bereitstellung von Hilfsstoffen, der Feststellung und Sicherung aller für die deutsche Wirtschaft wichtigen Vorräte an Rohstoffen, Halbfabrikaten etc., der Ingangsetzung der Industriebetriebe des Landes zur Entlastung der deutschen Kriegswirtschaft sowie der Wiederherstellung der Verkehrswege.
Mit Wirkung vom 1. Februar 1943 schied die RüIn Belgien aus dem Befehlsbereich des Oberkommandos der Wehrmacht/Wehrwirtschaftsamt aus und wurde dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition unterstellt. Gleichzeitig wurde bei ihr zur Wahrnehmung der wehrwirtschaftlichen Aufgaben der „Wehrwirtschaftsoffizier beim Militärbefehlshaber und bei der RüIn in Belgien und Nordfrankreich“ installiert. Dieser wehrwirtschaftlichen Dienststelle unterstanden nun die verbliebenen Rüstungskommandos.
Soweit zum Verwaltungsanspruch der Wehrmacht. Ohne Zweifel aber stellte die anfängliche Übertragung aller militärischen und zivilen Funktionen an die Wehrmacht eine Überforderung dar. Es kam in der täglichen Praxis notwendigerweise zur Ausdifferenzierung von Aufgaben und zu einer faktischen Neuverteilung von Zuständigkeiten. Die i.e.S. militärischen Aufgaben der öffentlichen Ordnung, Grenzsicherung, Bekämpfung von Resistance und Aufruhr wurden zum Kernbereich der Besatzungstruppen, in Zusammenarbeit mit SD und Gestapo. Hinzu kamen rüstungswirtschaftliche Aufgaben, die eng an den Bedarf der Wehrmacht an Ausrüstung und Munition geknüpft waren. Alle weiteren wirtschaftlichen Aspekte, in ihrer von geostrategischen, branchenwirtschaftlichen und individuellen Interessen geprägten Gemengelage, gerieten dagegen mehr und mehr in den Zuständigkeitsbereich des Wirtschaftsministeriums und der mit ihm verbundenen Brancheninstitutionen der deutschen Industrie.
Dieser Prozess stand in enger Verbindung mit dem tief greifenden rüstungswirtschaftlichen Kurswechsel der Nationalsozialisten nach Stalingrad. Das mit der dortigen Niederlage besiegelte Ende der „Blitzkrieg“-Erfolge und die absehbare jahrelange Verlängerung des Kriegsgeschehens zwangen zur Intensivierung und strategischen Anlage der rüstungswirtschaftlichen Kapazitäten. Zu diesem Zweck wurden wirtschaftliche Steuerungsfunktionen der Wehrmacht entzogen und der „sachverständigen“ Industrie übertragen. So wurde die privatwirtschaftlichen Gremien der „Reichsgruppe Industrie“ und ihre untergeordneten Institutionen, die Reichsvereinigung Kohle, die Reichsvereinigung Eisen usw., zu Exekutivorganen hoheitlicher Wirtschaftslenkung. Zumindest an der Spitze des faschistischen Staates in Deutschland kam es zu einer Verschmelzung von Staatsapparat und wirtschaftlichen Selbstverwaltungsorganen.[5]
Diese Machtverschiebung tritt in der an den Wehrmachts-offiziellen Verwaltungsusancen orientierten Darstellung des Bundesarchivs nicht in hinreichender Klarheit hervor. Dies kann daran liegen, dass der Wandel sich in den besetzten Ländern und auf den unteren Verwaltungsebenen nicht ebenso deutlich institutionell ausprägte wie in Deutschland an der Spitze der Staatsmacht. Dennoch gibt es gewisse Anzeichen, dass die Reichsgruppe Industrie und vor allem die Reichsvereinigungen der Branchen in Belgien entweder eine Parallelverwaltung aufbauten oder – was noch wahrscheinlicher ist – die mit Wirtschaftslenkung befassten Dienststellen der Wehrmacht mit Industriepersonal in Wehrmachtsuniform besetzten. Im Abschnitt „KS in Belgien“ wird auf dieses Problem am Beispiel des Kohlesektors noch einmal im Detail Bezug genommen.
Kohlewirtschaftliche Aktivitäten der Besatzungsverwaltung
Die Wirtschaft des Industrielandes Belgien bot den Deutschen beträchtliche Kapazitäten in vielen kriegsrelevanten Produktionsbereichen. Hierzu gehörte neben der traditionell starken Waffen-, Reifen- und Textilindustrie die Werften und Ölhäfen der Kanalküste und insbesondere die Eisenerz- und Kohleförderung.
Die Steuerung des belgischen Kohlesektors durch die deutschen Besatzer gliederte sich in drei Phasen:[6]
Phase 1: Versuch der Abwerbung von Bergleuten für das Ruhrgebiet (1940)
Gleich nach den Kampfhandlungen waren die belgischen Zechen weitgehend unproduktiv, aufgrund von Zerstörungen, betrieblicher Desorganisation und dem Ausfall der Transportlogistik. So konnte sich zunächst die Idee durchsetzen, die erfahrenen belgischen Bergleute – zu hohen Anteilen Polen, Ungarn und Italiener – ins Ruhrgebiet zu locken, um hier die durch die Einberufungen gerissenen Lücken zu füllen.[7]
Phase 2: Reorganisation der belgischen Zechen zu kriegswirtschaftlichen Zwecken (1941)
Mit der dauerhaften Installierung der Deutschen als Besatzungsmacht in Frankreich wurde deutlich, dass die französische Wirtschaft an sich und speziell die Eisenbahn für den Abtransport ihrer Produkte der belgischen Kohle unbedingt bedurfte. Es wurde kriegswirtschaftlich zwingend, alles daran zu setzen, die Zechen wieder produktiv zu machen.
Die Notwendigkeit produktiver Grubenarbeit verschob zeitweilig das Kräfteverhältnis zwischen Besatzern und Grubenarbeitern. Im April 1941 kam es in einigen Bergwerken der Norddepartements aufgrund schlechter Lebensmittelversorgung, niedriger Löhne und der Wiedereinführung der Akkordarbeit zu Arbeitsniederlegungen, die sich am 27. Mai 1941 zum bislang massivsten Streik unter deutscher Besatzung ausweiteten.
Etwa 100 000 Arbeiter, rund vier Fünftel der Bergleute der Region, beteiligten sich an den bis zum 10. Juni 1941 anhaltenden Aktionen. Die Streikbewegung wurde gewaltsam von lokalen Besatzungsbehörden niedergeschlagen, die – neben dem Einsatz von Truppen und Polizei – mit Ausgangssperren und Streichung der Zusatzrationen für Schwerstarbeiter reagierten. Es kam zu 450 Verhaftungen, von denen 244 entweder umgehend nach Deutschland deportiert oder zu Zwangsarbeit verurteilt wurden.[8]
Phase 3: Massenhafte Aushebung von Zwangsarbeitern (1942-44)
Da der gemeldete Bedarf an Arbeitskräften für die Rüstungsindustrie in Deutschland, Belgien und Frankreich durch „Werbung“ nicht zu decken war, wurden die Werbestellen zunehmend zur Agenturen der Zwangsrekrutierung, wobei sie mit der belgischen Arbeitsverwaltung und der Polizei eng zusammenarbeiteten. Die Zwangsrekrutierung betraf männliche Personen ohne den Nachweis einer kriegswichtigen Beschäftigung und in besonderer Weise die Angehörigen der jüdischen Gemeinschaft.
Organisatorisch erforderte der Zwangscharakter der Maßnahmen neue Instrumente. Hier wurde auf Erfahrungen zurückgegriffen, die bereits ab 1940 in dem Konzentrationslager Breendonk gesammelt worden waren, wo politische Häftlinge zur Zwangsarbeit rekrutiert worden waren.
Ab Frühsommer 1942 kam es schließlich zur Verfolgung aller belgischen Juden, die nun Familie auf Familie verhaftet wurden, bei gleichzeitiger Auflösung ihrer Haushalte und Requirierung ihrer Vermögen und Möbel. Einige der Verhafteten wurden zu Geiseln erklärt und im Rahmen von Vergeltungsmaßnahmen erschossen. An allen diesen Maßnahmen waren die „Werbestellen“ der Militärverwaltung maßgeblich beteiligt.
Bis zur Befreiung Belgiens durch alliierte Truppen wurden ca. 30.000 Juden aus Belgien deportiert, d.h. etwa 46% der jüdischen Gemeinschaft in diesem Land. Die Zahl der zur Zwangsarbeit deportierten nicht-jüdischen Verhafteten betrug rund 47.000. Die jüdischen Deportierten starben zu 46%, die nicht-jüdischen zu 6,3%.[9]
Im Wechsel der kriegswirtschaftlichen Strategien wandelte sich auch die Verwaltung des Kohlesektors. Im August 1940 hatte die Wehrmacht zunächst die Funktionäre aller regionalen Bergbauorganisationen und ihres industriellen Dachverbandes Fedechar im Amt bestätigt. Sie dienten den Bergbauverantwortlichen in der Brüsseler Wirtschaftsabteilung und den OFKs und FKs als Ansprechpartner und Vollzugsorgane.
Seit Beginn des Jahres 1941 wies der Militärbefehlshaber in Frankreich wieder und wieder auf die unverzichtbare Rolle der belgischen Kohle für die französische Wirtschaft und insbesondere für den Eisenbahntransport hin. Für eine funktionierende Kollaboration der belgischen und französischen Unternehmer und Unternehmensmanager war eine auskömmliche Energieversorgung und verlässlicher Warentransport unverzichtbar. Bei der Wehrmacht und beim Reichswirtschaftsministerium reifte die Erkenntnis, dass für die deutsche Kriegsführung und ihre strategische Anlage produktive Gruben in Belgien wichtiger sein könnten als eine möglichst optimale Ausstattung des Ruhrbergbaus. Mit der Bildung der Reichsvereinigung Kohle (RFK) und mit ihrer Einbeziehung in die regionale Kontingentierung der Zwangsarbeiter wurden ab Frühjahr 1941 Instrumente geschaffen, diese höhere staatliche Weisheit gegenüber egoistischen Einzelinteressen einiger Kohleunternehmen durchzusetzen.[10]
Die RVK übernahm die Administration der Kohlewirtschaft zunächst in Deutschland und den besetzten Ostgebieten. Im Januar 1942 wurde sie auch für die besetzten Länder im Westen zuständig. Ihr dortiger „Generalbevollmächtigter“ („Beko-West“)[11] mit Sitz in Brüssel, wurde der ehemalige Flick- und Thyssen-Manager Otto Steinbrinck.
Unter Steinbrincks Leitung wurde der Zahl der Bergbau-erfahrenen Besatzungsoffiziere stark angehoben. Diese Wehrmachtsoffiziere waren in der Regel weder Militärs noch Verwaltungsbeamte aus dem „Altreich“, sondern ausgeliehene, vordem u.k. gestellte Fachleute der Kohlewirtschaft. Sie waren als regionale Kohlereferenten in den Oberfeldkommandanturen angesiedelt, wurden hier wohl auch disziplinarisch geführt, waren der OFK aber nicht im eigentlichen Sinne fachlich unterstellt. Ob der Brüsseler Zentralverwaltung, im Kern der dortigen „Wirtschaftsabteilung“, ihnen gegenüber eine umfängliche und starke Weisungsbefugnis zukam, muss mindestens hinterfragt werden.
Als ortsnahe und fachkundige Inspektoren griffen sie immer stärker in die technischen und personalwirtschaftlichen Gegebenheiten der Betriebe ein.
Eine weitere Aktion Steinbrincks war die Absicherung der Produktion durch den Einsatz sowjetischer Kriegsgefangener als Zwangsarbeiter ab Mitte 1942.[12] Die Idee hierzu kam von der RVK in Deutschland. Hier hatte man Ende 1941 entsprechende Planungen begonnen. Die Rede war von insgesamt 20.000 sowjetischen Zwangsarbeitern, die sukzessive nach Belgien transportiert und dort untergebracht werden sollten.
In dieser Angelegenheit waren zunächst erhebliche Bedenken der Grubenbesitzer zu zerstreuen. Sie trugen rassistische Vorbehalte und Kommunistenangst vor. Die deutschen Besatzer konnten allerdings mit dem Verweis auf das außerordentlich geringe Durchschnittsalter und den guten Gesundheitszustand der Gefangenen überzeugen. Letzteres war nicht einmal gelogen, denn viele große Massengefangennahmen hatten erst im Frühjahr / Sommer 1942 stattgefunden, die Gefangenen waren oft nur kurz Soldat gewesen und hatten erst wenige Wochen in den deutschen Stammlagern verbracht. Die ersten Gefangenentransporte trafen im Sommer 1942 in Belgien ein. Überwiegend kamen sie aus dem Lager Zeithain in Sachsen, das zentrale Auffanglager bzw. Stammlager für Belgien befand sich in Leuwen. Zu den Russen traten in geringerer Anzahl später Gefangene aus Jugoslawien. Bis Anfang 1943 summierte sich die Beschäftigung Gefangener im belgischen Steinkohlebergbau auf rund 12.500 Personen, dann hörten die Transporte auf. In den meisten Zechen wurden die Gefangenen nur wenige Monate beschäftigt, allein in Raum Lüttich und bei Charleroi blieb der Gefangeneneinsatz bis zum Einmarsch der Alliierten konstant. Hier lag der Anteil der Gefangenen an der Gesamtbelegschaft bei 2-3 %.[13]
(6) Karl Schmitt in Belgien, im Hintergrund links die Karte der Bergbauregion Hainaut, rechts die politische Verwaltungskarte des besetzen Belgiens
KS in Belgien
Was hatte KS 1941 bis 1943 in Lüttich für Aufgaben?
Zunächst fällt auf, dass sein Dienstantritt zusammenfällt mit jenem Strategiewechsel der staatlichen Stellen im Umgang mit den belgischen Zechengebieten und dem Aufbau der RVK.
Weiterhin ist aufschlussreich, dass KS in seinem Lebenslauf den Verwaltungsleiter der OFK Lüttich, Oberkriegsverwaltungsrat Dr. Busch, als seinen unmittelbaren Dienstvorgesetzten benennt, sein Arbeitszeugnis über seine Tätigkeit in Lüttich aber weder von diesem, noch vom damaligen Leiter der OFK, Generalmajor Bernhardt v. Claer, noch vom Leiter der Gruppe I der Brüsseler Wirtschaftsabteilung, sondern vom Generalbevollmächtigten der RVK beim Beko West Otto Steinbrinck unterzeichnet wurde.
Nach diesem Arbeitszeugnis, ausgefertigt am 4.11.1943, oblag KS seit 1941 „das Steinkohlerevier Lüttich, allein als Bergreferat geführt, bestehend aus 43 Schachtanlagen mit 4 Mio t/a ; hierzu insbesondere
Betriebliche Aufsicht
Beratung der Direktoren in bergmännischen Fragen
Arbeitseinsatz und Maschinenorganisation
Einsatz russischer Kriegsgefangener
Beschaffung, Transport Grubenholz
Behebung von Transportnöten
Besorgung zusätzlicher Nahrungsmittel
Kampf gegen den Arbeiterschwund und gegen Abwerbung nach Deutschland
Kontrolle Materialeinsatz“
Der im Zeugnis benutzte Begriff „Bergreferat“ und der von KS in eigenen Darstellungen verwendete Begriff „Bergbaureferat“ sind nicht eindeutig einzuordnen. Die offizielle Nomenklatur der Wehrmacht kannte, wie wir sehen konnten, diese Begriffe nicht. Sie könnten die Vermutung, es habe eine faktische oder sogar formell realisierte fachliche Autonomie der Kohleverwaltung innerhalb der militärischen Wirtschaftsverwaltung gegeben, durchaus bestätigen. Zur organisatorischen Einbindung von KS erscheinen vorderhand mehrere Hypothesen sinnvoll:
a) Tätigkeit in einem Lütticher Außenbüro der Wirtschaftsabteilung in Brüssel mit disziplinarischer Unterstellung unter die Oberfeldkommandantur Lüttich
b) Tätigkeit in dem Referat „Rüstungswirtschaft“/ dem Rüstungskommando bei der Oberfeldkommandantur Lüttich
c) Tätigkeit als Bergreferent der „Reichsvereinigung Kohle“ bei der Oberfeldkommandantur Lüttich
Da beim Dienstantritt von KS in Lüttich im Frühjahr 1941 eine Organisationsstruktur der RVK für die Westgebiete vermutlich noch nicht bestand, er aber 1943 von dieser sein Zeugnis erhielt, ist eine Abfolge von zunächst a) oder b), dann c) letztlich am wahrscheinlichsten.
Ausgeschlossen werden kann eine Tätigkeit als Referent der Werbestelle der Oberfeldkommandantur Lüttich. Bezeichnenderweise benennt das Zeugnis mit „Kampf gegen den Arbeiterschwund und gegen Abwerbung nach Deutschland“ einen Aufgabenbereich, der dem Zweck der Werbestellen geradezu entgegensteht. Wie aus dem privaten Briefverkehr von KS ersichtlich, waren Animositäten zwischen den Werbestellen auf der einen und dem Bergreferat und den belgischen Zechendirektoren auf der anderen Seite die Regel.
In die ersten Monate der Tätigkeit von KS in der OFK Lüttich fällt die große Streikbewegung in allen belgischen und nordfranzösischen Kohlerevieren im Mai 1941. Während es vor allem in Frankreich zu gewalttätigen Repressionsakten der Besatzer kam, zeichnete sich gerade die Lütticher OFK durch eine realistische Analyse der Lage und eine kaltblütige friedliche Lösungsstrategie aus. Die OFK erkannte nicht kommunistische Agitation, sondern die schlechte Ernährungslage als den wesentlichen Streikgrund, verzichtete auf Massenverhaftungen und dergleichen und zersetzte die Streikfront durch Verteilung von Kartoffeln an Streikbrecher.[14] Sicher hat nicht allein der Neuzugang KS diese Handlungsweise durchgesetzt, dafür waren schließlich noch zwei Hierarchieebenen über ihm zu gewinnen. Aber als einziger „Bergbau-Mann“ der OFK mit zudem reichen Kenntnissen über Lebensweisen und Verhaltensmuster von Bergarbeitern hat er vermutlich wesentlich zu dieser taktischen Konzeption der Streikbekämpfung beigetragen.
In ihrer internen Konkurrenz um die Ressource Arbeitskraft wandten sich die deutschen Besatzer ab 1942 vermehrt dem Instrument Zwangsarbeit zu. Dabei wurde nach Wegen gesucht, eine direkte massive Konfrontation zwischen Bergbaureferaten und Werbestellen zu vermeiden. Die Werbestellen erfüllten ihre Vorgaben durch Zwangsdeportation der jüdischen belgischen Bevölkerung. Die damit verbundenen Haushaltsauflösungen deckten zugleich den immer schriller gemeldeten Bedarf an Haushaltsgegenständen, Möbeln etc. im Reichsgebiet. Die Kohle-Administration dagegen versuchte, Bergbau-fähige Arbeitskräfte in Kriegsgefangenlagern zu selektieren. Dies ist vermutlich der Hintergrund der Dienstreise von KS nach Berlin und Zeithain.
Man ist wohl berechtigt, KS ab Mitte 1942 als einen der Hauptverantwortlichen für den Einsatz sowjetischer Kriegsgefangener im belgischen Steinkohlebergbau anzusehen. Zumindest war er dies in seinem von der OFK Lüttich aus bearbeiteten Zuständigkeitsbereich, den Provinzen Lüttich und Hainaut, denen die Reviere bei Lüttich, später auch bei Charlerois und Mons zugeordnet waren. Seine Verantwortlichkeit erstreckte sich hier mit Sicherheit auf die Selektion bzw. die Kriterien der Selektion, auf die Art und den Ort des betrieblichen Einsatzes, auf die Gestaltung der Arbeitszeiten, der Arbeitsordnung, das System der arbeitsbezogenen Zwangs- und Strafmaßnahmen.
Piquet zitiert mehrere Belege über Reisen belgischer Grubenärzte nach Zeithain zwischen August und Oktober 1942. Sie nahmen dort Selektionen vor.[15] KS hat vermutlich diese Reisen angebahnt und die erste oder eine der ersten selbst begleitet und hierbei die Photographien aufgenommen.
Vorstellbar ist eine Zuständigkeit von KS für das von Seidel erwähnte belgisches Straflager für „arbeitsunwillige“ Zwangsarbeiter, von dem aus sowjetische Gefangene zu Arbeitseinsätzen von bis zu 16 Stunden täglich transportiert wurden.[16]
Keine Zuständigkeit ist für die Lagerunterbringung, Verpflegung, Bestrafung und Bewachung zu vermuten. Das Lager in Leuwen und die zechennahen Lager waren Sache der Stammlagerdienste, die Bewachung in den Betrieben oblag den Bergwerksgesellschaften.
In welchem Ausmaß es betriebsnahe Außenlager des Leuwener Lagers gegeben hat und wo sie jeweils lagen, ist anhand der Archivalia der Besatzungsverwaltung bisher nicht ermittelt. Vermutlich ist ihre Anzahl hoch gewesen. Dafür sprechen schon rein logistische Erwägungen. Das Lager Leuwen lag 20 km östlich von Brüssel, also ca. 100 bis 150 km entfernt von den Zechen in Lüttich, Charleroi und Mons. Angesichts der langen Arbeitszeiten der Gefangenen und der anzunehmenden Mühsal und Langsamkeit ihres Transfers zwischen Lager und Betriebsstätte (Fußmarsch?) wird man wenige oder gar nur ein zentrales Lager für den Arbeitseinsatz in Zechen ausschließen können. In seiner Lage kann Leuwen nur ein Auffang- und Verteilungslager für Zwangsarbeitertransporte aus dem Osten gewesen sein. Auf viele zechennahe Lager lässt auch ihre systematische Folgenutzung als Unterbringungsorte für im Bergbau eingesetzte deutsche Kriegsgefangene und italienische Arbeitsmigranten in den ersten Nachkriegsjahren schließen.[17] Diesem Komplex wird man sich vielleicht orts- und betriebsgeschichtlich weiter annähern können, was allerdings im Rahmen dieser Anmerkungen nicht möglich ist.
(7) Karl Schmitt (3. v. r.) mit anderen Bergleuten/Funktionären (?) vor der Zeche Grand Bacnure (Liege/Lüttich) 1942
Die folgenden Betriebsstätten kommen als mögliche Einsatzorte der Gefangenen in erster Linie in Betracht:
Kohleminen im Bezirk Hainaut
Region Borinage
Cuesmes SA des Charbonnages du Levant de Flenu, danach Heribus. Beginn 1918, Schließung 1968.
Dour SA du Charbonnage de la Grand Machine a Feu de Dour, danach „Grande Machine a Feu“. Beginn 1835, Schließung 1954.
Elouges SA des Charbonnages Unis de Lòuest de Mons, dann „Grand Veine“. Beginn 1760, Schließung 1952.
Frameries Compagnie des Charbonnages Belges, genannt „Crachet-Picquery“. Beginn vor 1839, Schließung 1960.
Jemappes SA des Produits, genannt „Nouvelle Fosse“. Beginn 1906, Schließung 1959.
Paturages Charbonnages Reunis de l 'Agrappe, dann Nr. 10 genannt „Grisoeul“. Beginn vor 1870, Schließung 1960.
Quaregnon SA des Charbonnages du Hainaut a Hautrage, dann Nr. 2 genant „Esperance“. Beginn 1913, Schließung 1966.
Wasmes SA du Charbonnage d’Hornu et Wasmes, dann Nr. 3. Beginn vor 1873, Schließung 1956.
Region Centre
Houdeng-Goegnies SA des Charbonnages de Bois-du-Luc, dann genannt „St. Emmanuel“. Beginn 1835, Schließung 1959.
La Louviere SA du Charbonnage de Bouvy, dann genannt „Sainte Marie“.
Ressaix SA des Charbonnages de Ressaix, genannt „Sainte Barbe“.
Trazegnies SA des Charbonnages die Mariemont-Bascoup, dann Nr. 5.
Thieu Societe Charbonniere de Bracquegnies, dann Nr. 5 genannt „St.Henry“. Beginn 1911, Schließung 1958.
Region Pay Noir
Anderlues SA Houilleres d’Anderlues. Beginn 1860.
Charleroi Charbonnage des Mambourg. Schließung 1970.
Courcelles SA des Charbonnages de Courcelles Nord, dann Nr. 8.
Dampremy SA des Charbonnages Sacre-Madame. Beginn 1838. Schließung 1961.
Farciennes Societé Charbonniere d’Aiseau-Presles, genannt „Tergnee“. Beginn vor 1860, Schließung 1977.
Jumet SA du Charbonnages du Centre de Jumet, genannt „St. Louis“. Beginn 1889, Schließung 1967. SA des Charbonnages Dámercoeur, genannt „Chaumonceau“. Schließung 1960.
Gilly SA des Houillieres Unies du Bassin de Charleroi, genannt „St. Bernard“.
Marcinelle SA des Charbonnages de Marcinelle Nord. Beginn 1910, Schließung 1975.
Montigny sur Sambre Charbonnages du Poirier, genannt „St. Andre“. Beginn 1837, Schließung 1958.
Roselies SA des Charbonnages d’Aiseau-Presle, genannt „Panama“: Beginn 1884, Schließung 1959.[18]
Literatur
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Seidel, Hans-Christof: Arbeitseinsatz und Zwangsarbeit im europäischen Steinkohlebergbau unter deutscher Herrschaft, in: Bähr, Johannes, Banken, Ralf (Hg): Das Europa des „III. Reichs“. Recht, Wirtschaft, Besatzung, Frankfurt/M 2005, S.259–286
Thomas, Georg: Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft (1918–1943/45). Hrsg. v. Wolfgang Birkenfeld. Boppard 1966.
Zitierte Websites
https://www.stsg.de/cms/zeithain/geschichte/russenlager_zeithain (16.1.2016)
https://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_des_charbonnages_belges (15.1.2016)
Bildnachweis
(1) Foto: Karl Schmitt, Gedenkstätte Zeithain
(2) Foto: Angela Jansen
(3) Foto: Angela Jansen
(4) Illustration: Angela Jansen, nach einem Foto in der Sächsischen Zeitung
(5) Fotos XI_20 bis XI-34: Karl Schmitt, Gedenkstätte Zeithain
(6) Fotograf unbekannt, Archiv Angela Jansen
(7) Fotograf unbekannt, Archiv Angela Jansen
Anmerkungen
[1] Diese und alle weiteren Angaben zu KS: Privatarchiv A. Jansen.
[2] https://www.stsg.de/cms/zeithain/geschichte/russenlager_zeithain (15.1.2016).
[3] Kjung, N.F.: Nevedimy Sit, in: Vojna zakoljuIcejprovolokoj, Moskau 1960, S. 163–187 (Übersetzung J. Scharnberg).
[4] Bundesarchiv, Bestandssignatur RW 25, Bestandsbezeichnung: Rüstungsdienststellen in Belgien (27.8.2019).
[5] Bleyer, Wolfgang: Die Reichsgruppe Industrie und der „totale Krieg“, in: Monopole und Staat in Deutschland, Berlin 1973, S.183 – 192.
[6] Vgl. Piquet, Nathalie: Charbon – Travail force – Collaboration. Der nordfranzösische und belgische Bergbau unter deutscher Besatzung, 1940 – 1944, Essen 2008.
[7] Vgl. Kommission für die Entschädigung der Mitglieder der Jüdischen Gemeinschaft Belgiens für die Güter, die ihnen während des Krieges 1940–1945 geraubt wurden oder die sie während des Krieges 1940–1945 zurückgelassen haben, Abschlussbericht 4. Februar 2008.
[8] Étienne Dejonghe, Yves Le Maner, Le Nord-Pas-de-Calais dans la Main Allemande 1940–1944, Lille 1999, S.192-195.
[9] RAPPORT FINAL de la Commission d’étude sur le sort des biens des membres de la Communauté juive de Belgique spoliés ou délaissés pendant la guerre 1940–1945, Juillet 2001, S.36.
[10] Seidel, Arbeitseinsatz, S.275.
[11] Ableitung des Kürzels unklar. In der Literatur kursieren die Varianten Befehlskommando, Bewirtschaftung Kohle sowie Bergbau und Kohlewirtschaft.
[12] Piquet, Charbon, S. 123-133.
[13] Ebd., S. 245-258.
[14] Piquet, Charbon, S. 185-187. Paquet zitiert hier ausführlich aus Lageberichten der OFK Lüttich an den Militärbefehlshaber in Brüssel (Bestand Archives Nationales Paris, AJ 40/98). KS könnte diese Berichte vorbereitet oder entworfen haben.
[15] Ebd., S. 253.
[16] Seidel, Arbeitseinsatz, S.278.
[17] „Les Allemands ont fait construire autour des charbonnages des camps de concentration pour les prisonniers russes occupés aux travaux de la mine. Ils sont situés dans des endroits dont personne ne voulait: usines abandonnées, marais comblés, terrains vagues nichés entre des noeuds ferroviaires, esplanades collées à la base des terrils.“ Morelli, L'appel, S. 99.
[18] Diese Liste wurde erarbeitet auf Grundlage der Angaben in http://mineshainaut.ibelgique.com (9.7.2008). Die Seite existiert leider nicht mehr. Vergleichbare Daten liefert zur Zeit https://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_des_charbonnages_belges (15.1.2016).