der himmel ist blau

Zwei Holzschnitte für eine Ausstellung im Dortmunder .kunstbetrieb.

Text und Bilder: Angela Jansen

 

Am Anfang standen .derkunstbetrieb. und seine Einladung zu einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt. Zum Thema "der himmel ist blau" konnten bis zu drei Werke im Format 50 x 50 cm eingereicht werden. So entstanden die beiden Holzschnitte "der himmel ist blau über opfern und tätern". 

 

Das Projekt

So beschrieb kunstbetriebs-Macherin Sabine Spieckermann die Projektidee:

Projektidee


Das Gedicht „Andererseits“ von Alfred Andersch

 

andersch, andererseits 1

 

andersch, andererseits 2-3

 

andersch, andererseits 4-5

 

andersch, andererseits 6

(1) "Andererseits" von Alfred Andersch

 

Die Umsetzung

Sofort beim Lesen des Andersch-Gedichtes kam mir die Idee, Holzschnitte nach zwei Fotos zu machen, die in meinem Familienarchiv vorhanden sind. Der Titel stand auch gleich fest: der himmel ist blau über opfern und tätern.

Das Schneiden war eine Herausforderung – sowohl darstellerisch, als auch technisch.
Zur Darstellung: Ich wollte ganz nah bei der Fotorealität bleiben. Denn da beide Situationen mir nur als Foto überliefert wurden, konnte ich nur das wiedergeben, was dort zu sehen war. Das bedeutete bei der Darstellung des Kriegsgefangenen, die Würde der Person trotz ihrer Nacktheit zu transportieren und die Lagersituation anzudeuten. Beim Nachkriegsurlauber Schmitt erlaubte ich mir größere Freiheiten, indem ich z.B. das Meer und die Dünen frei nachempfunden habe.
Zur Technik: Ich hatte noch nie so einen großen Holzschnitt gemacht und als Handabzug gedruckt. Das bedeutete, den Druckstock einzufärben, das Papier darauf zu legen und dann manuell mit dem Rücken eines Holzlöffels die Farbe auf das Papier zu übertragen. Das musste fix gehen, denn bei der Druckstockgröße drohte die Farbe in den zuletzt durchgeriebenen Bereichen schon zu trocknen.  

Bis zuletzt war ich nicht entschieden, was die Farbe Blau in den Bildern anging. Sollte ich für den blauen Himmel eine zweite Druckform anlegen? Die vielleicht in beiden Bildern identisch wäre? Letztendlich entschied ich mich dagegen, weil die Bilder durch den grellen Lichteinfall und die klaren Schatten eindeutig auf Sonnenlicht – und damit auch auf blauen Himmel – verweisen. Und die Aussage in schwarz-weiß klarer und direkter ist.

 

angela jansen: der himmel ist blau über opfern und tätern (1)

 

 

angela jansen

der himmel ist blau über opfern und tätern (1)
Rotarmist im Kriegsgefangenenlager Zeithain/Sachsen, 1942

Holzschnitt nach einem Foto von Karl Schmitt

Karl Schmitt war 1941–1943 im Auftrag von Wehrmacht und deutscher Industrie verantwortlich für den Einsatz sowjetischer Kriegsgefangener im belgischen Steinkohlebergbau. Im Sommer 1942 reiste er nach Zeithain. Aus dem dortigen „Russenlager“ wurden im September des Jahres ca. 10.000 sowjetische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter in belgische Bergwerke verschleppt. Mehr zum Thema auf dieser Website in dem Artikel: Onkel Karl und die gefangenen Rotarmisten.

 

 

angela jansen: der himmel ist blau über opfern und tätern (2)

 

angela jansen

der himmel ist blau über opfern und tätern (2)
Mein Großonkel Karl Schmitt im Urlaub auf Sylt, 1950

Holzschnitt nach einem Foto von Lulu Schmitt

1946 wurde Karl Schmitt verhaftet und in Belgien angeklagt wegen der Deportation belgischer Zwangsarbeiter in deutsche Konzentrationslager. Im Frühjahr 1948 kam er frei und arbeitete wieder für den Bergbau, zunächst als  Schriftleiter der bergmännischen Zeitschrift „Glückauf“ in Essen.



Die Ausstellung


Am Samstag, dem 1. September 2018, wurde im Rahmen des Hafenspaziergangs die Ausstellung "der himmel ist blau." im kunstbetrieb eröffnet. In die Ausstellung führte ein Simone Rikeit, Kunsthistorikerin aus Dortmund.
Sabine Spieckermann: „der himmel ist blau. Ob als Empörung gemeint – wie bei dem Schriftsteller Alfred Andersch – oder als bloße Feststellung, als Begeisterung oder als Aufforderung, sich mit der Farbe Blau auseinanderzusetzen, der Blick richtet sich bei diesem Kunstprojekt auf die Vielfalt der Reaktionen und der dabei zum Ausdruck gebrachten Auffassungen und Deutungen. 21 Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Malerei, Grafik, Bildhauerei, Installation, Film und Urbanart stellen aus.“
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler: Almut Rybarsch-Tarry, Ana Maria Aviles Toro, Angela Jansen, Anke Droste, Annelie Sonntag, Artur Aleksander Wojtczak, Brigitte Siebrecht, Egon Huneke, Hendrik Müller, Horst Herz, Kirian, Klaus Pfeiffer, Mathes Schweinberger, Mohammad Taghi Ghorbanali, Paola Manzur, Susanne Grytzka, Suse Solbach, Udo Unkel, Ute Brüggemann, Vanessa von Wendt und Wolfgang Kienast
Die Ausstellung lief vom 1. September 2018 bis zum 6. Oktober 2018. Ein Katalog ist im Rahmen der Ausstellung erschienen.

Quellen

(1) Alfred Andersch, empört euch, der himmel ist blau, Zürich 1977, S. 103 ff.

 

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