Frische Themen

Teil 2: Bei der HOBUM

Schon vor der Zusammenarbeit mit den Vereinigten Jute Spinnereien und Webereien Harburg um 1957 hatte mein Chef, der Hamburger Werbe- und Verkaufsberater Carl-Heinz Griese, einen Werbeberatungsvertrag mit HOBUM, Harburger Oelwerke Brinckman & Mergell. In meiner Volontärzeit durfte ich unseren Atelierleiter Heiner Rietze, Studienkollege des bekannten Hamburger Reklamemalers Walter Stiller in den 1930ern, zu den Besprechungen begleiten.

Teil 2: Höhepunkt und Niedergang einer „politischen Fabrik“ (1949 – 2004)

Volkswirtschaftlich betrachtet, war die Aufgabenstellung nach 1945 nicht anders als vor 1945: Ob totaler Krieg oder Aufbau aus totaler Zerstörung – beides war Mangelwirtschaft und erforderte die gleichen Methoden. Das Phoenix-Management brauchte wenig umzulernen. Profit im Mangel, diese Lektion war bekannt.

Teil 1: Bei der Vereinigten Jute

An einem frostig kalten Dienstag im Februar 1952 fuhren 30 junge Männer um die Mittagsstunde mit dem schwarzen Dampfzug vom Hamburger Hauptbahnhof nach Harburg. Wir waren Lehrlinge in Hamburger Firmen aus verschiedenen Bereichen der Textilbranche.

Vom Eigensinn im Schatten Hamburgs

Die Geschichte des im tiefsten Elbmorast gelegenen Siedlungsplatzes Harburg begann zur Zeit der ersten Jahrtausendwende - mit einer Kaserne. Man nannte sie "Horeburg", was neuhochdeutsch Sumpfburg heißt.

Teil 1: Von den Anfängen bis zur Entnazifizierung (1856-1948)

Die Phoenix Gummiwerke Aktiengesellschaft war gut 150 Jahre lang der prägende Industriebetrieb Harburgs. Die Belegschaft erreichte zeitweilig Stärken von über 10.000 Menschen, mit dem für Harburg typischen Mix aus einfachen, harten, oft gesundheitsschädlichen körperlichen Tätigkeiten, qualifizierter Fach- und Meisterarbeit sowie wissenschaftlich ausgebildeter Ingenieurkompetenz. Die Fabrik war in der Stadt stets allgegenwärtig - als Arbeits- und Ausbildungsort, als Namensgeber eines ganzen Stadtteils, als Emittent von Ruß und strengen Gerüchen, als Keimzelle einer großen und starken Arbeiterbewegung. Und auch den bürgerlichen Kindern der höheren Schulen war sie ein Begriff: "Geh doch zur Phoenix!", so lautete eine oft gehörte, durchaus ernst gemeinte Aufforderung vieler Lehrer, wenn ihnen Schülerleistungen nicht genügten.

Wenig bekannt, zumeist verklärt ist aber die Art und Weise, in der die Eigentümer und Manager der Phoenix die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Unternehmens in politischen Einfluss ummünzten. Um diese Geschichte, die wenig mit Demokratie zu tun hat und auch nicht immer schön zu erzählen ist, soll es im folgenden gehen.

Ansätze sozialdemokratischer Medizinreform in Hamburg 1919 - 1933

"Es ist außerordentlich bedauerlich, dass gerade die Ärzte, die doch Tag für Tag das unselige Elend unserer minderbemittelten Bevölkerung sehen, in ihrer überwiegenden Mehrheit heute noch den reak­tionären Parteien angehören. Das ist für mich stets ein Problem gewesen, das ich kaum habe verstehen können."

Andreas Valentin Knack, auf dem SPD-Parteitag 1920

Anarchistische Praxis. Aus Neves Briefen an Victor Dave 1885 bis 1887

Der frühe deutsche Anarchismus zeigte viel individuellen Tatendurst und war dennoch vor allem textlastig. Ihm fehlte der gewerkschaftliche Boden der anglo-amerikanischen oder die örtliche Verwurzelung der südeuropäischen Anarchisten. Neve wollte diese Mängel überwinden. Insofern lohnt es sich, ihn bei seinen Handlungen zu begleiten, seinem „daily work“ sozusagen. Und ihn dabei selbst zu Wort kommen zu lassen, durch Zitate aus seinen Briefen an seinen engsten Freund und Vertrauten, den Belgier Victor Dave, der nach Most`s Weggang zum politischen Zentrum des „Freiheit“-Netzwerks in London geworden war. Diese Briefe sind bislang kaum ausgewertet worden, vermutlich nur von Rocker und Nettlau, möglicherweise auch von Becker, aber von allen genannten nicht wirklich gründlich.

Ein Nachtrag zum Buch „die anderen“

Im Februar 2005 erschien die erweiterte Ausgabe des Buchs „die anderen. Widerstand und Verfolgung in Harburg und Wilhelmsburg. Zeugnisse und Berichte 1933 -1945.“ Wir hatten damals umfangreiche Archivrecherchen vorgenommen und konnten sicher sein, den Gegenstand im Wesentlichen erfasst zu haben... aber natürlich sind seitdem wichtige Details neu erforscht und wichtige Verfolgtengruppen komplexer begriffen worden. Diese Erkenntnisse sind in die Publikation „Stolpersteine in Hamburg-Harburg und Hamburg-Wilhelmsburg“ weitgehend eingeflossen. An dieser Stelle sollen weitere Aktenfunde beleuchtet werden, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden.

Teil 1: Sozialrevolutionär aus Uelvesbüll

In der englischen und amerikanischen „Community“ der Anarchisten und Anarcho-Syndikalisten ist „John Neve“ fester Bestandteil der identitätsstiftenden Erinnerung. Er gilt hier als der Prototyp des aufrechten, unerschütterlichen und unbestechlichen Revolutionärs, der ohne jede Eitelkeit und unter großen persönlichen Opfern die Sache des Volkes vertrat. Sein Nimbus gleicht dem des Sozialisten August Bebel oder des Anarchisten Erich Mühsam in Deutschland. Wer war Neve, der aus seinem kleinen nordfriesischen Heimatdorf bis nach London, Paris und Amerika gelangte, um schließlich nach neun Jahren Einzelhaft im Berliner Gefängnis Moabit zu sterben? Achtung: Kein Harburg-Thema!

Mehr so indirekt...

Kurt Tucholsky liebte Hamburg über alles, für ihn war es die schönste Stadt Deutschlands. Harburg wird er in dieses Urteil nicht eingeschlossen haben, zumal dieses eigenartige Gebilde zu seinen Lebzeiten noch nicht zu Hamburg gehörte. Aber dennoch stand Tucholsky auch mit Harburg in Verbindung – und zwar indirekt, durch seine Frau Mary Gerold und durch seinen besten Freund „Karlchen“, den Juristen Erich Danehl. Deren Harburg-Bezüge werfen zugleich Schlaglichter auf die bewegende politische Ereignisgeschichte unserer Stadt.